05
Mär
2009
Lauf der Dinge
Wir zum Fischmann. Hand in Hand
("Krabben, Aal und Kabeljau!")
Steht da doch am Zeitungsstand
eine kleine alte Frau
Einsam, traurig schaut sie aus
als sie uns so gehen sieht
Früher war ihr Mann zuhaus
Erich, aus dem Ruhrgebiet
Heute ist er lange tot
Und sie blieb allein zurück
Leerer Stuhl beim Abendbrot
Lang vorbei, das ganze Glück
swansch am 6.03.09 13:57
das ist ja traurig. passt zu meiner müden stimmung und dem schietwedder draußen.
knutscher, s
@miro am 6.03.09 15:03
…herrlich Dich wieder regelmäßig lesen, mit Tränen in Augen
entweder vom Lachen oder noch viel mehr von der Trauer -
Sammelmappe am 6.03.09 19:13
Ja, es ist wirklich schön, hier wieder lesen zu können.
Krabben, Aal und Kabeljau lässt auf ein Festmahl schließen.
Quer am 6.03.09 20:11
Ja, ach Gott, wie schnell das geht,
bis man ganz alleine steht
am Kiosk und wo auch immer
ohne Mann - und das für immer:
eine kleine, alte Frau!
Abends, nach der Tagesschau,
sagt man "tschüss" zum TV-Mann,
führt ein kleines Weilchen dann
Selbstgespräche. Weint und lacht
über das, was man grad macht...
Brigitte
ahora am 7.03.09 14:55
Oft täuscht man sich
und sieht nur, was man
sehen will und kann.
Am Fischstand siehst du
eine Alte - einsam - ohne Mann.
Frag sie mal ganz nebenbei.
Das hättest du dir nicht gedacht!?!
Sie strukturiert
den superlangen Tag
und auch die Nacht
durch intensive Bloggerei.
Markus am 7.03.09 16:44
... dabei stärken Kabeljau & Co. bekanntlich nicht nur die Blutpumpe, sondern auch den Frohsinn. Aber es soll ja fürwahr Fälle geben, in denen auch Omega-3 nichts mehr bringt. Eine traurige Geschichte, die zwar schnell erzählt ist, aber den Atem eines Mammutbaums zu haben scheint. Tragik, die einfach nicht vergehen mag.
Schöne Poesie, die du hier publizierst.
Gruß: Markus
Ursa am 7.03.09 19:20
ein kleiner Blick zurück:
(so könnte es auch gewesen sein)
die a n d e r e Seite
Erich aus dem Ruhrgebiet
häufig durch die Kneipen
zieht
jeder Pfennig seines Lohnes
wandert in die Hand des Sohnes
dessen Vater Kneipier war
ist doch klar -
er war zwar nett und sah gut aus
aber-, er war nie zuhaus´
saß in Kneipen und an Tischen
hielt nicht viel von frischen Fischen
von dem Kabeljau dem guten
mochte er nicht mal den Duft
in der Kneipenluft
Erich aus dem Ruhrgebiet
nun nicht mehr durch die Kneipen zieht
die "arme" Frau ist nun allein
so "dunkel" kann die Zukunft sein
monfiwi am 7.03.09 21:24
das liebe, gute glück... es kommt nicht zurück... nicht heute, aber irgendwann bestimmt. auch für die alte dame. so hoffen wir doch alle und danken dir für die stimme, die du ihr hier gegeben hast.
Claudia Jo. am 8.03.09 9:48
machmal
teilt sie die abendlichen Stunden
mit Martha, der Nachbarin
sie reden und erkunden
gemeinsam des Lebens Sinn
erinnern sich an die Kinderzeit
das Alter war so fern erschienen
doch wie schnell wurd' alles Vergangenheit
nur die Erinnerungen blieben
Marga am 8.03.09 18:24
Ha, verflucht, mein Reader aktualisiert den Wortgebrauch nicht. Gut, dass ich nicht immer auf ihn vertraue.
Hier ist es wirklich traurig. Und schön getroffen in der Kurzweiligkeit.
Etwas zuviel für mich an einem Sonntag.
SuMuze am 9.03.09 17:19
Erich verstarb in Herne -
nicht sehr gerne!
Ursa am 10.03.09 21:26
wenn der Kabeljau
den Erich
einmal wöchentlich
gern aß
nicht mehr gut war
sondern "fischig"
stellt sich dann doch
keine Frag´
ich behaupte aus der Ferne
auch bei uns stirbt keiner
gerne
Ursa
LadyArt am 11.03.09 16:13
ach, ach, ach, die alten weiber,
schicksalhaft gebeugt - zerrissen
mürbgestoßen von den riesen
tritten ihres lebens - und die
angegilbten haare irgendwie
hinaufgezwuselt, und daneben
leben männer, grau in grau,
zerfranst die stirne vom vergessen,
weil vergessen allemal erträglich
macht, was doch ertragen
werden muss, so ist das,
oder nicht, wenn kümmert's?
wortkarg, grau in grau, vergessend,
wortkarg, einsam, wild zerzwuselt, kümmert's wen?
wer will das wissen?
...jeder hat nen leeren stuhl,
jeder spült nur einen teller,
jeder wärmt sein bett allein...
O. Ekdahl am 12.03.09 0:21
swansch, 'schietwedder' - das Wort hört man hier viel zu selten. Nicht nur wegen des Dialektes. Dieser ständige Sonnenschein hier ist auch daran Schuld. Frage mich, wie die Leute hier damit zurecht kommen. Warscheinlich hartes Training an thailändischen Badestränden.
@miro, mit leichter Verwunderung stelle ich fest, daß dieses Gedicht Dich zu 'Tränen vor Lachen' reizt. Doch ich werde mich bemühen, meine Grenzen des Humors endgültig abzustreifen. Vielen Dank, diese warmen Worte ersetzen in den kalten Tagen fast schon einen Kamin.
Sammelmappe, zum Festmahl mit Aal komme ich nur selten. Die Liebste - als gelernte Binnenländerin - isst Fisch nicht allzugern. Und Aal schon gar nicht. Ich darf im Keller nicht mal mehr Pferdeköpfe lagern. Jetzt muss ich Aal im Geschäft kaufen! Eine Schande ist das. Muss mir andere Jagdmethoden überlegen.
Quer, immerhin müssen ältere Menschen nicht mehr mit der Vorstellung leben, an Alzheimer zu erkranken. Das ist doch schon was. Pat McGeer hat wohl herausgefunden, daß Alzheimer entgegen bisherigen Annahmen eine Gehirnentzündung ist. Und durch entzündungshemmende Rheuma-Schmerzmittel therapiert werden kann (sic!). Also ruhig für später den Medizinschrank aufstocken.
ahora, glaube auch, daß das Netz eine riesige Chance sein kann. Wollen hoffen, daß bald genug Einführungskurse u.ä. in den miesen Heimen angeboten werden. Sonst muss die Lobby der Älteren mehr Druck machen. Und militanter werden!
Markus, habe Deinen Rat befolgt und der Liebsten einen achtpfündigen Kabeljau ins Bett gelegt. Selbst auf dem Sofa gaschlafen. Als ich am nächsten Morgen natürlicherweise eine Flut an Frohsinn erwartete, überraschte sie mich mit gellendem Geschrei! Seitdem Haussegen ziemlich schief. Hat mir drei weitere Tage Sofa verordnet und mir die Klamotten vor die Schlafzimmertür gestellt!
Ursa, das gibt es auch. Und leider allzu oft. Mir tut die Generation Leid, die erzogen wurde, auch dann den alten Saufkopp nicht zu verlassen. Hoffentlich packen mehr und mehr ihre sieben Sachen.
monfiwi, Recht so. Ich sollte optimistischer sein. Das Alter ist ja heutzutage auch völlig egal. Wollen wir das Beste annehmen, und die alte Frau bald nach Tahiti aufbrechen sehen.
Claudia Jo., Martha hieß meine Lieblingsoma. Und wenn ich mich an diese bombige Frau erinnere, so wünsche ich jedem so eine Nachbarin, mit der man in Erinnerungen schwelgen kann. Mit Spaß und Eierlikör. Und dicken Fotoalben.
Marga, klingt ja bedenklich, daß Dein Reader den Blog nicht mehr schluckt. Danke für die Info. Sollte also doch wohl mal ein direktes Feed-Abo einrichten. Wird bei der nächsten Renovierung eingeplant. Gehört ja auch fast schon zur Minimalausstattung.
SuMuze, geschlagen sind jene, die nicht Trostbringendes wie Wiedergeburt oder Himmel im Sinn haben. Und in Herne sollen sich ja eine Menge davon rumtreiben! Aber diese Ruhrgebietler werden wie immer schon ihren eigenen Weg finden.
Ursa, was mich fasziniert, sind Menschen, die nach einem langen erfüllten Leben ihren Tod nicht fürchten. Und gerne sterben. Eigentlich sollte es so sein. Wohin immer es auch geht.
LadyArt, das ist es, was mich getroffen hat, als uns die kleine alte Frau ansah. Nicht, weil ich so über sie dachte. Sondern, weil sie so dachte. In ihrem Leben gab es bestimmt nicht mehr sehr viel.
Als Geschenk des Tages - und in Gedanken an Winnenden - geht morgen (per Paketpost!) eine kleine Haustürsicherung an Euch.
Marc wird Euch zeigen, wie das Ding einzusetzen ist.
Marga am 12.03.09 11:57
Der Reader hat dich wieder!
Kann sein, dass es mein Fehler war.
O. Ekdahl am 17.03.09 23:29
marga, sag aber Bescheid, falls die Übertragung noch einmal zusammenbricht.